Samstag, 18. März 2006

Tchibo-Reisen ... nach Jerusalem

Ich liebe es zu reisen. Insbesondere Städtereisen find ich toll. Drei Tage in einem hochklassigen Hotel wohnen, mal ohne die ganzen Geschäftsreisenden, ohne Krawatte, ohne Stress mir beim Frühstück nur keine Marmelade aufs Jacket zu schmieren. Und freundliche Bedienstete, die um mich herum huschen. Und den Rest des Tages so verbringen wie ich will. Herrlich.

Wie gut, dass mein Lieblings-Kaffeeröster ja ein Fachmann in Sachen Reisen ist. Na gut, in irgendwas muss ja jeder heutzutage Fachmann sein, warum soll also ein Kaffeeverkäufer nicht Fachmann für Städte-Kurzreisen sein, ist doch nahe liegend.

Und, was für ein Zufall, mein Lieblings-Kaffeeröster bietet sogar zwei Übernachtungen an !

Gut, der Webauftritt ist unterirdisch, denn wenn Du Deine Zielstadt auswählst, kriegst Du nicht etwa eine Liste freier Termine in dieser Stadt, sondern erst mal eine weitere Liste mit Reisezielen, aber hey, ein Kaffeeröster ist schliesslich Profi für Städtereisen, der weiss schon was er macht ! Und er sucht sich seine Subunternehmer sicher mit Bedacht aus. In diesem Fall die Firma www.berge-meer.de . Ein wahres Dickschiff in Sachen Reiseabwicklung. Weltberühmt für ihre Spitzenleistung. Kennt doch jeder.

In der Buchungsmaske von www.berge-meer.de schliesslich angekommen wähle ich in meiner grenzenlosen Naivität den gewünschten Termin aus den angebotenen Terminen aus und gebe die Anzahl Personen ein. Gut, man kann jetzt sagen, das war dumm von mir. Wenn dort steht, der 4.8.06 wäre frei, wieso nur komme ich dann auf die Idee, den 4.8.06 buchen zu wollen. Aber man kann es ja mal versuchen.

Jetzt beginnt der spannende Teil. Seit wann muss man sein Geburtsdatum eingeben um ein Zimmer zu buchen ? Warum fragen Sie nicht nach meiner Schuhgrösse ? Oder ob ich Schweissfüsse oder Gürtelrose habe ? Naja egal. Für solche schmarotzerhaften Datensammler bin ich schon immer am 01.01.1960 geboren worden, und alle anderen unbenötigten Felder habe ich schon immer mit nutzlosen Daten geflutet. Scahde dass ich keien falsche Adresse angeben kann, damit sie ihren Werbemüll wieder zurück bekommen.

Keine fünf Minuten später habe ich all die wichtigen Felder ordnungsgemäss gefüllt, die überflüssigen Felder mit nutzlosem Datenmüll geflutet und schicke die Bestellung ab.

Erster Tag nach der Aktion:
"Vielen Dank für Ihre Buchungsanfrage, Herr castagir." Buchungsanfrage ? Hört mal Ihr Geistesgrössen, ich habe gestern keine Anfrage gestartet, ich habe Euch meine Kreditkartennummer gegeben, damit Ihr Glasmänner den Betrag abbucht und mir meine Tickets schickt !

Zweiter Tag nach der Aktion:
"Oh Herr castagir, wir bei www.berge-meer.de sind untröstlich. Der Termin war doch nicht mehr frei." Aha. Was genau an dem Wort Buchungssystem habt Ihr bei www.berge-meer.de denn nicht verstanden ? Buchungssystem ist, wenn man was anbietet, solange man es verfügbar hat. Hat man es nicht mehr verfügbar, bietet man es nicht mehr an. Und was ist Eure Sicht der Dinge, so Ihr in der Lage seid, sie zu formulieren ?

Dritter Tag nach der Aktion:
Ich schicke den Helden von www.berge-meer.de eine eMail, in der ich höflich, aber bestimmt auf den beschissenen Service ihrer Firma hinweise. Das heisst, ich schreibe nicht "Du Arschloch", sondern zumindest "Sie Arschloch", denn ein gewisses Mindestmass an Freundlichkeit muss man sich im Geschäftsverkehr schon bewahren. Auch wenn es schwer fällt.

Siebter Tag nach der Aktion:
Offenbar hat man bei www.berge-meer.de längere Zeit erfolglos auf meinem Liebesbrief herumgekaut, bis jemand mit säurefesten Handschuhen den Mut fand, ihn zu beantworten.
"Hach je, Herr castagir, wir sind ja aber sowas von untröstlich ! Wissen Sie, ja, wir haben zwar ein Buchungssystem, aber naja, eigentlich dann doch nicht, weil wenn jemand bei uns bucht, dann müssen wir von Hand den Termin streichen, und naja, das dauert dann halt immer, bis wir dem Drittklässler, der unseren Webauftritt pflegt, die Änderungen durchgegeben haben. Tut uns echt supi leid, dass das nicht geklappt hat." Ja nee, is klar.

Achter Tag nach der Aktion:
Na gut, ich bin ja nicht so. Kann ja nicht jeder wissen, dass wir im Jahr 2006 leben. Kann ja nicht jeder wissen, dass heutzutage jede Hausfrau ein Reservierungssystem aufsetzen und betreiben kann. Vor allem nicht jeder Kaffeeröster-Reise-Dealer. Das kann man ja nu wirklich von so einer Klitsche nicht erwarten.

Also nochmal das Ganze. Termin diesmal zwei Wochen später. Ausfüllen wichtiger Felder, Fluten unwichtiger Felder mit Datenmüll, ab zum bezahlen.

Und schwupps, wir sind in einer Zeitschleife gefangen. Denn die Nobelpreisträger bei www.berge-meer.de schaffen es doch tatsächlich, den gleichen Mist noch einmal zu verbrechen !

"Hallo Herr castagir. Echt total lieben Dank für Ihre Buchungsanfrage!"
...
"Ähm Herr castagir. Das ist uns jetzt echt total unangenehm aber wissen Sie, das hat nicht geklappt, da war schon voll."

Und Herr castagir grinst sich eins, während er genüsslich alle verfügbaren Redaktionsadressen der Reisemagazine raussucht. www.berge-meer.de hat sich seine Aufmerksamkeit redlich verdient.

Und nachher gehe ich zu Ali, dem Gemüsehändler. Der bietet auch Städtekurzreisen an. Gut, er hat vermutlich keine Ahnung was er da tut, aber hey, die Vollpfosten bei www.berge-meer.de haben das schliesslich auch nicht, also was soll schon schiefgehen ?
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a life less ordinary ?

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