Mittwoch, 28. Juni 2006

Bären

Bruno ist tot. Wo bleiben die Knödel und die Preisselbeeren ?

Die halbe Welt regt sich auf, weil Bruno endlich seine Bestimmung gefunden hat. Ein lauschiger Abend, ein Holzkohlenfeuer, und keine acht Stunden auf kleiner Flamme geröstet ist Bruno ein Genuss.

Hätte Dieter Bohlen sich in freier Wildbahn bewegt und wäre in die Hühnerställe im Berchtesgadener Land eingedrungen, hätte sich dann jemand beschwert ?

Nein, wir hätten den Jägern Panzerhaubitzen, Marschflugkörper und Laserschwerter gegeben, damit sie dem Vieh den Garaus machen ! Und es ist wahrlich keine 170 Jahre her, dass ein freilaufender Dieter Bohlen sich zuletzt auf eigenen Beinen durch die Botanik geschleppt hat.

Und welcher militante Umweltschützer der etwas auf sich hält, hätte angedrohnt, sich als Dieter Bohlen zu verkleiden und durch das Voralpenland zu hoppeln, um die Jäger zu verwirren ? Dabei hätten 30 auf einem Südhang am Rande des Predigtstuhls grasende Dieter Bohlens eine ungeheure mediale Wirkung gehabt. Spätestens wenn sie im Kanon 'Cherry Cherry Lady' gesungen hätten. 30 als Bären verkleidete Kunststudenten hingegen hätten bestenfalls als Kulisse für eine neue Bärenmarke-Werbung getaugt.

Sind wir doch mal ehrlich: Auch wenn die Bewohner an der Grenze zu dem komischen Land einen seltsamen Dialekt sprechen, und sich zeitweise in noch seltsamere Gewänder hüllen, laut Genanalyse gehören sie zur Gattung homo erectus. Und sind schon genug gestraft, dass sie täglich Österreicher sehen müssen. Gegen die kann man nichts machen. Gegen freilaufende Bären schon. Und die Schuhplattler haben ein Recht darauf, beim Einkaufen nur ihrer Schwiegermutter zu begegnen, nicht aber mehreren hundert Pfund Muskelmasse auf Brautschau.

Ein Wort noch an die ganzen "Den hätte man doch aber betäuben können"-Pazifisten:
Es ist keinesfalls so dass Bruno, angesichts einer Pfeilspitze in seiner Hüfte, sofort und unmittelbar schlafend umgefallen wäre, alle Viere von sich gestreckt.

So ein Betäubungsgewehr schiesst auf 30 Meter genau. 30 Meter, die schafft ein Bär in unter drei Sekunden. Insbesondere wenn er stinksauer darüber ist, dass man ihm gerade einen Pfeil in den Arsch geschossen hat. Und egal, wie hoch ihr in drei Sekunden auf einen Baum klettern könnt, ein Bär kann das auch. Und zwar deutlich besser.

Aber ihr hättet das bestimmt mit ihm ausdiskutieren können. Oben auf dem Baum. So ungefähr eine Sekunde lang, bevor Euch eine klodeckelgrosse Pranke am Ende eines oberschenkelstarken Vorderbeins getroffen hätte.

Könnt ihr ja beim nächsten Bären machen. Aber bis dahin reicht mir mal die Pfeffermühle.

Achilles-Ferse

Schade.

Achim Achilles ist seit Jahren der erste Kolumnist, der den verstaubten Nachrichtenmief bei den Üblichen Verdächtigen ein bisschen aufgelockert hat, ohne sofort und unmittelbar als strunzdumm und verwandt mit einem gewissen Wagner bei der anderen Feldpostnummer erkennbar zu sein. Und er hat zumindest einem Printmedium mit dem Charme von Hornbrille und Nierentisch den Touch eines modernen Magazins gegeben, das sich auch mal was traut, statt immer nur im pseudoneutralen und daher meinungslosen Berichten zu versanden.

Und so hat Achilles serienweise Kolumnen für Spiegel-Online verfasst, immer rund ums Thema Joggen und immer unter galliger Ächtung der seltsamen Gestalten, die im Sommer mit Skistöcken durchs Unterholz watscheln, korrigiere, walken.

Und was passiert heute ? Sie treten den Beweis an, dass unsere Journaille noch genauso wenig Arsch in der Hose hat wie vor zehn, zwanzig oder 100 Jahren. Denn die obersten Bedenkenträger, offiziell Chefredakteure genannt, fühlen sich bemüssigt, eine Entschuldigung für eine Kolumne abzudrucken. IN DREI SPRACHEN !

Freunde, Ihr seid peinlich. An Eurer Stelle würde ich mich schämen. Statt über die Handvoll Berufsbetroffener zu lachen, die sich pavlowschen Hunden ähnlich immer dann aufregen, wenn mal jemand nicht unter Zuhilfenahme des Konjunktiv II formuliert, und statt den guten Achilles als Antwort auf die Lackaffen gleich noch einen draufsetzen zu lassen, kuscht Ihr Beamtenhirne und erklärt uns stattdessen, was Satire angeblich ist, und was sie darf. Als ob gerade Ihr diejenigen wärt, die uns dieses nahebringen könnten !

Experiment Moderne gescheitert, zurück zum Schreibstubenjounalismus mit Absegnung durch drei Instanzen. Möge es Euch eine Million Leser kosten. Und Achilles, wechsel den Namen, und geh zur Konkurrenz. Die Schisshasendichte ist in anderen Redaktionen deutlich dünner.
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a life less ordinary ?

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