Sonntag, 25. Mai 2008

Ebay oder Gefrierschrank

Die Staatsmacht schlug mit ihrer ganzen Härte zu. Zwei SEKs behinderten sich gegenseitig beim Versuch, die Terroristen in Gewahrsam zu nehmen. Innenminister Schäuble (der mich übrigens immer stärker an Dr. Seltsam aus dem Film "Wie ich lernte die Bombe zu lieben" erinnert) zog seine Ausgehhandschuhe an und ist vor lauter Aufregung von Berlin bis Wladiwostok gerollert. Anne Will und Maybritt Illner liessen reflexartig den Aufmacher ihrer Talkshows umarbeiten, sodass statt über die in den Medien sorgsam vorbereitete Armutsdebatte nun über die Verwahrlosung von Kindern geredet werden werden kann, man sei ja schliesslich aktuell.

Die üblichen Verdächtigen zeigten sich "schockiert", alle beiden Mitarbeiter des örtlichen Jugendamts sind mittlerweile erfolgreich geweckt worden und halten den Stein des Anstosses in Gewahrsam. Der Verein der Berufsbetroffenen hat sich mit der Gewerkschaft der Kindergärtnerinnen solidarisiert und veranstaltet zur Zeit eine dreitägige mahnende Massenorgie auf der Wiese vor dem Rathaus in Krumbach.

Was war geschehen ? Nach 8 durchwachten Nächten hatte Kuno. P., ein nicht aussergewöhnlich minderbemittelter Jungvater, genervt und übermüdet vom ständigen Gebrüll eines zahnenden Windelterroristen, sein nerviges Balg für einen Euro Startgebot bei ebay eingestellt.

Gut, das mag geschmacklos sein (ich persönlich musste ehrlich gesagt grinsen), aber halten wir uns doch die Alternativen mal vor Augen.

Lieb, aber träge, sah sich Kuno P. nicht in der Lage in ein Hotel zu ziehen, bis der Schreihals 21 ist.

Als Notarztwagenfahrer in einer Allee-bewachsenen Region sah er auch im Alkohol keine dauerhafte Lösung.

In der Gefriertruhe war kein Platz mehr, seit Kuno P.'s Schwiegermutter einen manischen Hang zum Einwecken von Streuobst entwickelt hatte, der zuvor schon zur Aufgabe des Garagenstellplatzes und des Arbeitszimmers geführt hatte.

Auch die Pläne zur bereits begonnenen Unterkellerung und Schalldämmung des idyllisch gelegenen Mehrfamilienhauses waren hiervon betroffen, der Marmeladenoutput der Schwiegermutter sprengte sämtliche geheimen Baumassnahmen, und der Aushubhügel konnte nicht weiter wachsen, ohne in der Nachbarschaft aufzufallen.

Was blieb Kuno P. in dieser Lage anderes übrig als sich in (meinetwegen diskussionswürdigen) Humor zu flüchten ? Denn ernsthaft kann eigentlich selbst der grösste Depp nicht annehmen, eine solche Aktion wäre etwas anderes als ein Scherz. Wir sind in Deutschland, nicht in Thailand. War es nicht im Gegenteil eine der besseren Lösungen in der gegebenen Auswahl ? Ist Kuno P. nicht viel eher ein Bauernopfer, händeringend erwartet und benutzt dazu, Horden von Unfähigen zu legitimieren ?

Denn sämtliche Politiker, Erziehungsexperten und Kindergärtnerinnen klopfen sich gegenseitig auf die Schultern und feiern einen grossen Erfolg. Ja Ihr Arschlöcher, habt Ihr toll gemacht, ich bin ja so stolz auf Euch. Ihr habt "was gemacht". Gut, einen vielleicht dummen Scherz mit Ermittlungen wegen des "Anfangsverdachts auf Kinderhandel" zu bestrafen mag einem Menschen mit Verstand ein klein wenig bizarr und übertrieben vorkommen, aber Ihr werdet ja auch nicht für Euren Verstand bezahlt.

Aber endlich habt Ihr mal "jemanden drangekriegt" und allen gezeigt, was für tolle Hechte (und Hechtinnen) Ihr doch seid, dass Ihr mit sowas überhaupt keinen Spass versteht und für diesen "enormen Fahndungserfolg" eng zusammengearbeitet habt. Keine Frage, jeweils allein gelassen wärt Ihr auch alle zu dämlich gewesen, das hinzubekommen. Dazu bedarf es schon der geballten Idiotie mehrerer Institutionen.

Es bleiben folgende Fragen:

Wird Euer fantastischer Erfolg den zig Tausenden verwahrlosten Kindern hierzulande einen Millimeter weiterhelfen ? Wird es ein Kind aus üblen Verhältnissen retten, wo es wirklich nötig wäre ? Oder dürfen wir auch in Zukunft ausschliesslich mit publicityträchtigen, jedoch völlig hirnrissigen Aktionen seitens der therapeutischen Aufsichtsbehörden rechnen ?

Wird Euer fantastischer Erfolg auch nur einer jungen Mutter helfen, die ihre Kinder in ihrer Not lieber vor der Berliner Charite ablegt ?

Bekommen Jugendamtsmitarbeiter zukünftig einen Dienstwecker gestellt ? Könnte man nicht eine Erfolgskomponente in Ihr Gehalt einbauen, der ihren Tiefschlaf auf weniger als 20 Stunden pro Tag begrenzt ?

Wird es eine Gesetzesvorlage geben, die zur Abwehr grösseren Übels jeden Jungvater verpflichtet, einen ebay-Account einzurichten und ggf. auch zu benutzen, damit auch weiterhin "rechtzeitig" und "mit der vollen Härte des Gesetzes" eingeschritten werden kann ?

Wird Dr. Seltsam es schaffen bis Sendebeginn zurück ins Studio zu rollern um staatstragendes Gebrabbel von sich zu geben und den Ermittlungsbehörden ein "ausdrückliches Lob" auszusprechen ?

Donnerstag, 22. Mai 2008

Espressomaschinenkauf - wie ich zu Philosophie und Glauben fand

"Einen Baum pflanzen"
"Ein Kind zeugen"
"Ein Haus bauen"
"Lesen lernen"
"Gelegentlich duschen"

Viele Mitmenschen haben diese oder eine ähnliche Liste, die es vor Einsetzen der Altersdemenz abzuhaken gilt. Ich bin mit der Liste durch, der Grossteil ist erledigt, der Rest interessiert mich nicht. Was also tun ? Mich der vorzeitigen Vergreisung hingeben ? Bildung und Kultur zum Lebensziel erklären ? Wer will das. Nein, schon vor Jahren, als absehbar war, dass diese Liste für mich zu kurz ist, habe ich meine eigene Liste angelegt, Dinge, die ich haben will. Einfach haben. Besitzen. Und ich stehe dazu. Es gibt Dinge, die stehen dort seit weit über zehn Jahren drauf. Es gibt abgehakte Dinge, rausgestrichene Dinge, und Dinge, für die ich jeden Tag diesen Scheissjob mache.

Der Eintrag, der mich seit Jahren am meisten genervt hat, war die Espressomaschine. Steht schon ewig drauf. Einmal wurde ich schon vom Gong gerettet, das war, als die Senseo neu auf den Markt kam und ich das Geld, das eine richtige Maschine kostet, zumindest in Form von Kaffeepads ausgeben durfte. Aber so richtig abhaken konnte ich ihn trotzdem nicht.

Ostern war es dann soweit. Ab in den Laden mit den vielen Dingen, eine Maschine aus dem Regal ziehen, zahlen. Kann doch nicht so schwer sein. Pfingsten sah dann einen ausgewachsenen Ingenieur sich mit der Technik, Pflege und Aufzucht einer kleinen Auswahl von Kaffeevollautomaten befassen.

Nimmt man nun eine, wo die Brühgruppe rausnehmbar ist oder will man der versifften Milchdüse alle Wochen mit einer Wurmkur auf die Beine helfen ? Reicht es, Tassenfüllmengen programmieren zu können oder muss man sie stufenlos einstellen ? Ist der verstellbare Kaffeeauslauf hoch genug für meine vogelbadähnlichen Kaffeebecher ? All das sind Dinge, mit denen ich mich nie befassen wollte.

Die vorausgegangene Marktstudie hatte zwar nur drei potentielle Hersteller übrig gelassen, weiter allerdings hatte sie mich nicht gebracht, und zwar wegen absoluter Nichtvergleichbarkeit der Features und deren kreativer Bezeichnungen.

Wie soll man sich auch zwischen einer "Panarello-Aufschäumdüse" und einer "Tassen-Reling" (??) entscheiden ? Mit Logik kommt man hier nicht weiter. Also nahm ich Zuflucht im Aussortieren per Markennamen und ihrer philosophischen Verknüpfung.

"Jura", das klingt irgendwie alt, so als würden keine Würmer in der nicht rausnehmbaren Brüheinheit lauern, sondern ausgewachsene Sauropoden.
"DeLonghi" ist bei mir verknüpft mit Klimanalagen, ich will aber heissen Kaffee.
"Saeco" hingegen klingt nach einem Werkzeugkoffer aus dem Baumarkt.

Nachdem die italienische Plastikschmiede somit ausgeschieden war, stellte sich automatisch eine andere Frage. Will ich an der Maschine nichts einstellen können, aber ein dreibändiges Handbuch haben ? Dann müsste ich die Jura nehmen. Oder will ich lieber ein Menü mit rund 30 Parametern, dafür aber nur ein dreiseitiges Faltblatt ? Dann wäre die Saeco geeigneter.

Ich entschied mich für das dreiseitige Faltblatt und wuchtete den Werkzeugkoffer im Schweisse meines Angesichts in die Küche.

Und ich glaube mittlerweile einfach, die richtige Wahl getroffen zu haben. Mehr als Glauben bleibt mir ja auch nicht.

Ich stelle viel ein zur Zeit, teste diverse Parameterkombinationen. Ich rechne damit, gegen Mittwoch übernächster Woche erstmalig wieder schlafen zu können.

Freitag, 18. April 2008

Kalender-Reform

Ich proklamiere hiermit einen neuen Kalender. Der aktuelle ist schon viel zu alt und unflexibel.

Ausserdem ist die Umrechnerei einfach blödsinng. Wer will schon, dass ein Tag 86400 Sekunden hat, oder eine Woche 168 Stunden, sowas ist doch dämlich, kann sich doch kein Aas merken.

Darum fordere ich hiermit den dezimalen Kalender.

1) Der Tag hat 10 Stunden
Wer kennt nicht den lustigen Spruch "ich brauch Dich mal 5 Minuten !" ? Und schwupps ist es Mittag. Oder Besprechungen, die von 15-16 Uhr angesetzt sind und Du siehst beim Heimgehen die Sterne am Himmel leuchten. Ist doch Unfug sowas. Es gibt nur noch 10 Stunden, die sind dafür ein wenig länger.

2) Die Woche hat 10 Tage
Nur Minderleister kommen heutzutage mit den lächerlichen 5 Arbeitstagen aus, die uns der gregorianische Kalender vorschreibt. Also tun wir etwas dagegen und machen die Woche länger.

Montag
(ehemals Montag)
Wie war es bisher ? Du kommst ins Büro, und die Mailbox läuft über, gefüllt von all den Strategen, die seit halb acht nägelkauend auf ihrem Stuhl sitzen und Dir ganz ultradringend etwas mitteilen müssen, auf dem sie schon das ganze Wochenende rumgebrütet haben. Eigentlich hast Du keine Zeit dafür, denn auch Dein Posteingang läuft über.

Wie wird es sein ? Der ganze Tag ist reserviert für Panikmeldungen der Kunden, weil am Wochenende so ein 'komisches Licht' am Server gebrannt hat, für epische Schilderungen von Kollegen, weil Lars-Kevin am Sonntag zum ersten Mal alleine die Treppe bestiegen hat ohne sich dabei den Hals zu brechen, und für alle anderen unwichtigen Kleinigkeiten.

Montag II
(neu)
Der Montag zwo ist der Tag, an dem man den ganzen Scheiss bearbeitet, der übers Wochenende aufgelaufen ist, und im Gegensatz zum Rest wirklich wichtig.

Montag III
(neu)
Der Montag drei ist gedacht für die ganzen Dinge, die man eigentlich am Montag machen wollte. Bisher hatte man sie spätestens am Freitag gebetsmühlenartig auf den folgenden Montag verschoben, wohl wissend, dass man ohnehin nicht dazu kommen wird. Nun ist endlich mal Zeit dafür.

Meetingtag
(ehemals Dienstag)
Wie war es bisher ? Keiner wollte sich gleich den Wochenanfang versauen und daher hat niemand Besprechungen für Montag angesetzt. Also waren sie typischerweise Dienstag. Dafür geballt.

Wie wird es sein ? Am Meetingtag findet nichts weiter statt als Besprechungen. Unterbrochen natürlich von der mittäglichen Kampfabstimmung, ob wir das Essen vom Thai oder vom Italiener holen. Sind zu wenig Besprechungen angesetzt, ist der restliche Tag per Definition als Wochenende zu werten.

Motivationstag
(ehemals Mittwoch)
Es geht rauswärts, das Wochenende ist am Horizont zu sehen. Kann so bleiben.

Kalendertag
(ehemals Donnerstag)
Du lugst um die Ecke des Büros. Der Gang ist frei. Und los. Nächste Ecke, oh je, da ist einer, schnell in der Toilette verschwinden. Zwei Minuten später nimmst Du die nächste Etappe zur Küche in Angriff, denn Du willst Deinen Kaffee haben. Scheisse, Kanne leer, das heisst 5 Minuten ungeschützt und ohne Waffen da sein. Und schon kommen sie wie die Fliegen und scheissen Dir den Kalender mit Terminen zu. Schluß damit.

Termine werden nur noch am Kalendertag gemacht. Das heisst, neun von zehn Tagen kann man entspannt und ohne Verkleidung auch mal fünf Minuten in der Lobby abhängen. Und sie können Dich ansabbern, während die Dich sehen, aber sie können nicht den Kalender versauen. Kalendertag wird sich voraussichtlich zu einem der beliebtesten Krankheitstage entwickeln.

Telefontag
(ehemals Freitag)
"Freitag ab eins macht jeder seins", hiess es früher. Galt aber nur dann wenn man das Telefon aus der Wand gerissen hat. Denn ab eins wurde telefoniert. Man wurde von Gott und der Welt angerufen um irgendwelche unwichtigen Details in epischer Breite zu klären. Natürlich noch vor dem Wochenende und eigentlich nur deshalb, weil der Anrufer beim besten Willen nichts besseres mehr zu tun hatte, aber bis zum Kernzeitende noch im Büro verharren musste.

Das wird anders. Telefontag früh ist grundsätzlich arbeitsfrei. Ab 13 Uhr finden sich alle Mitarbeiter im Büro ein, um als Ansprechpartner für die Gleitzeitneurotiker zur Verfügung zu stehen.

Anlagenstillstandstag
(ehemals Freitag ab 16 Uhr)
Du hast die Jacke an und das Dutzend über die Woche angesammelten Kaffeebecher schon zu einem lustigen und unübersehbaren Turm gestapelt, da klingelt das Telefon. Die Gleitzeitbrigade ist schon auf dem Weg, die Innenstadt zu verstopfen, also muß es wichtig sein. Aus einem Mund schallt der Ruf "Volle Deckung, Anlagenstillstand" und alles hechtet in Richtung Parkplatz.

Ich habe jedoch letzte Woche die Telefonanlage mit der zentralen Schliessanlage gekoppelt. Und weil wir einen ganzen Tag Zeit haben, wird es auch nicht so hektisch. Man muß nicht mehr mit Flex und Skalpell arbeiten, man kann sogar mal nachdenken. Ist doch herrlich.

Einkaufstag
(ehemals Samstag)
Da wir aufgrund der Tatsache, dass wir nunmehr 40 Arbeitstage pro Monat, und somit 400 Arbeitsstunden, massig Überstunden angesammelt haben, die wir ohnehin nicht abfeiern können, muß die Kohle ja irgendwo hin. Also ab in die Stadt, und mit den Hausfrauen um goldgeränderte Salami und platinversiegeltes Geschirr raufen.

Besprechungstag
(ehemals Sonntag)
Bei einer so stylischen und stressfreien Arbeitswoche braucht doch selbst das grösste Weichei keinen weiteren freien Tag. Also können wir, wie vorher auch, Sonntag mittag Besprechungen ansetzen für die Dinge, die lichterloh brennen, aber trotz unserer fantastischen Wochenplanung nicht geschafft werden konnten. Spätestens dies wird auch dazu führen, dass über kurz oder lang nicht nur Bäckereiketten mit widerlichen Pappbrötchen geöffnet haben werden, sondern ausserdem auch Metzger, Gemüsehändler und Getränkemärkte. Denn üblicherweise trifft man sich zu einem Brunch, das eventuelle Formel1-Liveübertragungen umfaßt.

Und hey, zwei Wochen Urlaub haben doch gleich eine ganz andere Wirkung, wenn es sich dabei um satte 20 Tage handelt.

Sonntag, 13. April 2008

Same Procedure As Every Year

Invest Stuttgart 2008 (https://www.messe-stuttgart.de/invest), same procedure as every year.

Bevor wir zu den Wertungen kommen, muss darauf hingewiesen werden, dass aufgrund der gegenwärtigen Kredit- und Sub-Prime-Krise etliche Teilnehmer der letzten Jahre aufgrund von Insolvenz dauerhaft verhindert waren. Dies verzerrt natürlich die Wertungen im Vergleich zu den Vorjahren.

Die Wertung in der Kategorie Standpersonal und Papier-Entgegenhalterinnen:

Durchwegs lecker. Bauchfrei war dieses Jahr ebensowenig angesagt wie der Politessen-Look aus dem vorvergangenen Jahr. Statt Nabel zu zeigen wurde dieses Jahr Bein gezeigt. Gerne in 15 den und in Cocktailkleidern, bei den Österreichern auch in Sissi-ähnlichen Roben. Die arabischen Freunde hatten ihre Damen in knallbunte samtene Kleidchen gehüllt und liessen sie alle halbe Stunde etwas vorführen, das ein Schwabe möglicherweise als Bauchtanz hätte durchgehen lassen. Der prinzipiell appetitanregende Anblick der Damen wurde erst durch leichten Schweissgeruch, später durch exzessive Parfümnutzung gestört. Insgesamt kann man jedoch sagen, dass durchaus eine gute Wahl getroffen wurde.

Tendenziell bleibt allerdings festzustellen, dass die Messeschwalben weniger der brauchbaren, sondern mehr der adoptionsfähigen Altersgruppe entstammen. Ihre mangelnde Erfahrung zeigt sich dadurch, dass man sie mit einem gelächelten "danke nein" noch vollkommen aus der Fassung bringen kann.

Hier nun die offizielle Wertung im Bereich Catering:

Nachdem die Börse Stuttgart bereits Anfang der 80er Jahre einen Seefrachtcontainer Pfefferminzbonbons bestellt hatte, und noch heute davon zehrt, kann hier natürlich keine grosse Verbesserung in der Rangliste erwartet werden. Dies war offensichtlich auch den Verantwortlichen klar, die daraufhin zusätzlich einen Container mit Erdnüsstütchen bestellt haben. Peanuts sind zwar eigentlich ein Claim der Deutschen Bank, deren Stand jedoch war so klein, dass für Essbares ohnehin kein Platz war.

Die WGZ-Bank warf mit Gummibärtütchen um sich. Und zwar derart, dass bereits gegen 13 Uhr mir ein Mitglied der Standbesatzung im Vertrauen sagte, ich solle soviele Päckchen mitnehmen wie möglich, er hätte keine Lust, sie im Flieger mit zurück zu nehmen. Diese Ehrlichkeit wird mit Platz zwei belohnt. Denn normalerweise öffnet Rudis Resterampe auf der Invest erst gegen 15 Uhr, und erst ab dann wird jeder Besucher zwangsernährt.

Sieger wurde die Gruppe Deutsche Börse mit ihrem Päckchen Smarties. Achtung Hausfrauen: Auch wenn die Grösse der Pillen es nahe legt, diese Smarties sind NICHT zur Verhütung von Schwangerschaften geeignet. Dies sei insbesondere im Hinblick auf die jungen Messeschwalben ausdrücklich angemerkt.

Der Sieg war allerdings hauchdünn, ausgelöst durch die ABN Amro Bank. Nachdem mittlerweile klar ist, dass sie von der schottischen RBS gekauft wird, haben die verbleibenden Angestellten offenbar beschlossen, noch mal so richtig auf die Kacke zu hauen, und eine Kaffeebar aufgebaut, die jegliche Art von schwarzem Wasser schnell, zuverlässig und in hoher Anzahl zubereitet hat. Leider schmeckten sämtliche Sorten gleich, was die ABN letztlich den Sieg gekostet hat.

PEZ-ähnliche Pfefferminzbonbons in zuckerwürfelähnliche Päckchen zu verpacken und zuzusehen, wie Horden von Ahnungslosen diese in ihren Kaffee kippten, führte zu einem Ehrenpreis in der Kategorie Humor, verbesserte allerdings den Geschmack des Kaffees nur unwesentlich.

Die Landesbank Berlin erhält einen Sonderpreis im Bereich Ausbildung. Sie hatte festverschlossene Dosen im Red-Bull-Format im Angebot. Auf die Frage ob darin etwas anderes als Luft enthalten sei, konnte bereits die dritte befragte Blondine eine halbwegs plausible Antwort geben, auch wenn sich die versprochenen Erdnüsse später als Knabbergebäck herausstellten.

Das betreiberseitige Catering der neuen Messe Suttgart ist zu vernachlässigen, abgesehen von mehreren SelfService-Bars war nichts zu finden, das den Begriff Messerestaurant verdienen würde.

Kommen wir nun zur offiziellen Wertung in den Give-Away-Kategorien:

Generell ist die Tendenz zum Bundling festzustellen. An der Hälfte der Stände kann man nicht einfach händeweise Kugelschreiber, Pfefferminzbonbons odder Gummibären mitnehmen, das Zeug ist auf abenteuerliche Weise mit dem jeweiligen Papiermüll der Firma verknüpft. Durch das konsequente Weglassen jedweden Papierkorbs in der Messehalle ist der unerfahrene Messebesucher also darauf angewiesen, den Papiermüll mit nach Hause zu nehmen, um ihn erst dort zu entsorgen. Professionelle Messebesucher entsorgen ihn natürlich in einer der Lounges, bzw. im Themenpark der Wirtschaftswoche, während einer Vortragspause.

Auch muss gesagt werden, dass die Kreditkrise auch in dieser Kategorie ihre Spuren hinterlassen hat. So haben etliche Banken von Kugelschreibern auf Bleistifte umgesattelt. Allerdings handelt es sich hierbei durchwegs noch um Modelle mit angeflanschtem Radiergummi. Es steht also zu erwarten, dass der Boden der Märkte noch nicht erreicht ist, dieser wird erst dann erreicht sein, wenn alle Banken auf Bleistifte umgesattelt haben, ohne Radiergummi, und ohne Minen.

Die Stofftaschen von Franklin Templeton sind wie in den Vorjahren Sieger in der Kategorie Wiederverwendbarkeit. Erstens dezent dunkelblau, zweitens unkaputtbar.

Das Zertifikate Journal hätte an sich einen Preis verdient in der Kategorie Innovation, durch die Bereitstellung von Einwegfeuerzeugen mit integriertem Flaschenöffner. Dies wirft ein bezeichnendes Bild auf die Praxistauglichkeit von Bankern, die nun auch offiziell zu blöd sind, mit einem Einwegfeuerzeug auf normalem Weg eine Bierflasche zu öffnen.

Dieser Preis ging jedoch an die neuen Marktteilnehmer, die sich offenbar abgesprochen hatten und sämtlich lustige Visitenkartenhalter für den Schreibtisch, ölgefüllt, bereit stellten. Auch wenn das an sich eine lobenswerte Neuerung darstellt, das Gewicht dieser Dinger führt nach mehreren Stunden zu orthopädischen Problemen. Zumindest wenn man ein halbes Dutzend davon mit sich rum schleppt. Trotzdem wurden hiermit die oben erwähnten Feuerzeuge für Grobmotoriker ausgestochen.


Einen Sonderpreis erhält dieses Jahr Sal. Oppenheim, für die Bereitstellung schlafsackgrosser Umhängetaschen bereits am Eingang.

Den Spezialpreis in der Kategorie Planungsfehler erhält dieses Jahr die Direkt Anlage Bank, die sich erfolgreich gegen den Vorjahressieger Palfinger Kranbau durchsetzen konnte. Entweder hat man in München den Schlaf der Doofen geschlafen, oder man wurde von der Krise der Bayerischen Landesbank doch ärger in Mitleidenschaft gezogen als erwartet. Jedenfalls konnte der telefonzellengrosse Stand im unattraktivsten Eck der ganzen Messehalle erst gegen 15:30 Uhr gefunden werden.

In der Kategorie Vorträge gab es ein Unentschieden zwischen Heiko Thieme und Friedhelm Busch. Während Ersterer im Stundentakt ein komplettes Auditorium dauerhaft einschläferte, war der unkaputtbare Busch zu jeder denkbaren Zeit an irgendeinem Stand präsent, zog damit jeweils eine Horde Jünger an, und hielt sie so aus dem Weg und beschäftigt.

Insgesamt ein durchaus gelungenes, und leidlich nahrhaftes Event. Kugelschreiber können bei mir abgeholt werden, Mindestabnahme 50 Stück.

Mittwoch, 9. April 2008

Ohrensausen

Ich geb's zu, ich bin ein musikalisch vollkommen charakterloser Mensch. Ich kann ohne Musik nicht funktionieren, habe aber kein Problem damit, in der Tracklist Schwermetall neben dem Besten aus 20 Jahren Pop-Brei zu haben.

Kein Wunder, von den meisten Alben hebe ich allenfalls zwei, drei Songs auf, den restlichen Schwund lösche ich, egal wie sorgfältig der Künstler die Titel arrangiert hat. Wollte ich heut auch tun. Hat aber nicht geklappt ... in der Badewanne liegend kommt man halt doch recht schwer an die Tastatur im Wohnzimmer ran.

Und so hab ich grade eher durch Zufall das komplette "Back To Black" - Album durchgehört. Bisher hatte ich Amy Winehouse ausschliesslich im Boulevardteil der Zeitungen gesehen, aber nichts von ihr gehört ... mea culpa, aber ich dachte, das ist eine weitere Hupfdohle aus dem grossen casting.

Meine Güte, das Ding ist der Kracher. Seit Jahren keine derartige Stimme gehört.

You're walking a thin line, Amy. Keine Ahnung wie eine so fantastische Röhre in so einen zerschundenen Körper gekommen ist. Mädel, Du bist auf den Tag 19 Jahre nach mir geboren. Aber Dich würd ich gern noch mal singen hören, wenn Du 40 bist. Chapeau !
logo

a life less ordinary ?

.


counter

Bam Bam The Plunderer
Everyday
Geek-Content
Reality bites
Shortstop
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development