Samstag, 28. Januar 2006

Endlich mal Durchatmen

Es ist hilfreich, einen Kamin zu haben. Insbesondere wenn es draussen saukalt ist, und man mit blaugefrorenen Eiern Ohren von der Hausfrauenrallye nach Hause kommt.
Gut, mir wurde beim Holz schleppen schon ein wenig warm. Aber das reichte nicht. Also flugs, mit klammen Fingern -und im weissen Hemd- den Kamin mit Holz beschickt. Mit hellgrauem Hemd eine grosse gläserne Schale Wasser oben drauf gestellt, um die Luftfeuchtigkeit wenigstens in den zweistelligen Prozentbereich zu schieben und dieses Wüste-Gobi-Gefühl aus der Nase zu bekommen, das mich im Winter immer beschleicht. Beim Aufräumen auf der Terrasse über einen der beiden verfluchten alten Holzkappstühle Marke Ikea gestolpert, die der Wind umgeschmissen hatte. Die hätte sie damals ruhig mitnehmen können. Statt des Esszimmers, des Wohnzimmers und der Küche. Oder als Dreingabe. Jedenfalls splitterte dank Dauerfrost ein Stück Holz ab. Und in mir nahm eine Idee Gestalt an. 10 Minuten war mir nicht mehr kalt, und ich hatte -im dunkelgrauen Hemd- noch einen grossen, und ungefähr 30 kleine Klappstühle. Welche ich sofort dem Fegefeuer im Wohnzimmer zuführte. Mein Nachbarn haben nicht mal die Polizei gerufen, als ich den Klappstuhl wieder und wieder auf den Fussboden donnerte, um ihn zu zerlegen. Ich glaube, ich habe sie jetzt abgerichtet. Höchste Zeit umzuziehen. Eine halbe Stunde später füllte ich, im nahezu schwarzem Hemd, mit einem sehr langen Arm, weil die Hitze im Umkreis von zwei Metern um den Kamin mittlerweile unerträglich geworden war, die Wasserschale erneut auf. 5 Sekunden später tat es einen gewaltigen Schlag, und ich war in der Karibik. Hatte mit einem Mal zwei, deutlich kleine Glasschalen auf dem Kamin stehen. Und einen Liter Wasser überall auf dem Kamin, das daran herunter lief und nicht mal den Fussboden erreichte. Paradiesisch, eine mannshohe Palme, Temperaturen um die 45 Grad, und eine Luftfeuchtigkeit von 99%. Wie Urlaub. Andere Leute fahren dafür um die halbe Welt.
Aber ich muss jetzt schnell nochmal weg. In den Baumarkt. Ich kauf mir ein paar Eimer Sand und eine Luftmatratze. Dann rühre ich mir einen Eimer Tequila Sunrise an, und hau mich unter meine Palme. Hab ich eigentlich noch Drinkschirmchen ? Mal nachsehen.

Sonntag, 15. Januar 2006

Endlich ein Job

Seit Jahren schon habe ich meine eMail-Adresse überall hinterlassen, jeden Newsletter abonniert, in jedem Forum unter Klarnamen gepostet. Dass ich keine Schwanzverlängerungs-Mails bekommen habe, das fand ich ja noch ganz ok, offenbar wissen sie, wo ihr Markt ist, und wo nicht. Aber dass jahrelang nicht auch nur eine einzige Mail der Nigeria-Connection bei mir aufschlug, damit auch ich endlich Millionen verdienen kann, das hat mich schon sehr getroffen.

Aber nun wird alles gut. Denn jetzt hab ich endlich meinen Teil des grossen Kuchens bekommen.

Hallo ich bin Patricia Schumm und ich vertrete die Firma MerlonseGruppe.
Ja hallo schöne Frau, auf Sie habe ich neun Jahre gewartet ! Soso, bei der MerlonseGruppe arbeiten Sie jetzt ? Naja, mit Ende 30 wird man halt für das horizontale Gewerbe dann doch etwas zu reif, die Knochen machen das ewige hin und her halt auch nicht ewig mit, das verstehe ich schon.

Wir haben uns auf die Lösung der Probleme, die beim Verkaufen und Kaufen von Produkten auf dem größten Auktionshaus ?EBAY entstehen, spezialisiert.
Das ist ja interessant. Naja, wir haben uns in der Zwischenzeit, während wir in den letzten Jahren Ihre mail erwarteten, auf die Vermittlung von Sprachkenntnissen an Spätaussiedler und Wirtschaftsflüchtlinge spezialisiert. Aber vielleicht können wir ja Synergien heben, wenn wir unsere Geschäftsmodelle zusammenlegen. Denn Sie haben keine Ahnung von Ihrem Geschäft, und ich keine von meinem, wir sollten unbedingt Kinder machen !

Somit tragen wie zum Steigerung des privaten Business.
Na und wie ! Ich muss nur vorher noch schnell ein bisschen blaues Sahnesteiff einwerfen, dann geht hier gleich die Post ab !

Mit der Steigerung der Kundenanzahl, wuchsen auch Ihre Bedürfnisse.
Wem sagen Sie das. Ich weiss noch gut, in den Anfangsjahren, da reichte es aus, ihnen 'bitte', 'danke', und Sätze wie 'zum mitnehmen oder hier essen ?' zu vermitteln. Aber heute, da muss man schon mehr bieten.

Viele unsere Kunden in Deutschland habe das Vertrauen in die Banken der Nachbarnländer verloren, aufgrund des wachsendes Wirtschaftsbetrugs.
Viele ihre Kunden auch ? Bei mich ist das besonders schlimm. Viele meine Kunden haben inzwischen sogar selber Banken gegründet, weil sie dem Pack nicht mehr trauen.

Wir haben noch keine Partner in Deutschland, deswegen bieten wir Ihnen diese Möglichkeit, als Partner für uns zu arbeiten.
Aber Patricia, das ist doch kein Problem. Komm doch erstmal zu mir auf die Besetzungscouch, dann teste ich mal aus, was für Partner für Dich geeignet wären.

Die Einzigen Anforderungen an Sie sind:
Die Kenntnisse der Grundzahlungssysteme
PC, Internet, E-mail
Ein Konto bei einem Zahlungsinstitut in Deutschland ist bevorzugt

Sag mal, Patricia, das mit dem Konto, ist das echt nötig ? Weisst Du, ich hab da so ein kleines Problem mit der Schufa und der alten PSA hier. Irgendeiner von den Russen, denen ich letztes Jahr beigebracht habe, wie man Inkasso schreibt, und dass man erst klingelt und dann die Tür eintritt, war wohl unzufrieden, und hat mich bei den Wichten angeschwärzt. Und seither sind die echt verschärft zickig mit den Rechnungen geworden.

Und als gegen Leistung bieten wir Ihnen
Hohes Einkommensniveau
Flexible Arbeitszeiten
Möglichkeit diese Tätigkeit als Hauptbeschäftigung auszuüben
Und von jedem Deal erhalten Sie 300-700 Euro, und das nur für 2-3 Stunden Arbeit

Das ist jetzt aber nicht so üppig. Habt Ihr schon mal drüber nachgedacht, Generika-Medikamente illegal einzuführen und übers Web zu verticken ? Ich sage Euch, da sind aber ganz andere Spannen drin.

Falls unser Angebot Sie neugierig gemacht hat und Sie sich angesprochen fühlen, dann melden Sie sich einfach per E-MAIL: infoMG@km.ru
Ja, schon. Aber lass uns die Sache auf der Besetzungscouch noch mal genauer besprechen.

Lieber Axel Springer

dreh Dich im Grab rum. Und zwar sofort, im Uhrzeigersinn, und bitte mit nicht weniger als 500 Umdrehungen pro Sekunde, verstanden ? Sonst muss ich den nächsten Bundespresseball leider in die Luft jagen.

Kannst Du bitte, bei Deiner nächsten Wiedergeburt, dafür sorgen, dass Deinen redaktionellen Aushilfskräften solange die Tastatur entzogen wird, bis ihr IQ oberhalb der Raumtemeperatur liegt, und ihr Fachwissen mindestens Volkshochschulniveau erreicht hat ? Und dass sie gefälligst zuerst einen Kinderausweis, und dann erst einen Presseausweis erhalten ? Lass sie solange Spiele testen oder den Politikteil schreiben. Achso ja, stimmt, das machen sie heute auch schon, Du hast ja Recht. Aber sorg einfach dafür, dass sie von den EDV-Themen ferngehalten werden, ja ?

Ich weiss, ich weiss, bis zu Deiner Wiedergeburt ist's noch eine Weile hin, schon klar. Stell Dich jetzt bloss nicht so an wegen dem bisschen Fegefeuer, die 9980 Jahre sitzt Du doch auf einer Backe ab. Aber wenn es soweit ist, denk an mich, ja ?

In der Zwischenzeit hätte ich eine Eingabe an den grossen Koordinator da oben. Du sitzt im Moment einfach näher dran. Deshalb biege ihm doch bei Gelegenheit mal folgende Zwischenlösung bei, ja, Du kannst so tun, als wär das auf Deinem Mist gewachsen, aber danke, dass Du gefragt hast. Sag ihm folgendes:

Ich wünsche all den angeblichen Fachredakteuren bei der Bild, dem Focus, dem Stern und dem Spiegel, dass sie, wenn sie irgendwann mal erwachsen geworden sind, als Einzelkind mit einer Mutter geschlagen sind, die einen Computer zuhause hat. Und keine Ahnung was man damit macht und was nicht. So wie sie selber. Die den gesammelten Scheiss für bare Münze nimmt, den ihre Söhne im Lauf der Jahre geschrieben haben, ihn auswendig lernt, und bunt durcheinander gewürfelt in ihr Hirn aufnimmt. Und dass sie sie im Büro, abends, am Wochenende und wann auch immer anrufen, um Rat zu erhalten vor der ungeheurlichen Gefahr, die ja gerade durch alle Zeitungen geistert. Den Müttern soll parallel eine noch extremere Pressegläubigkeit eingeimpft werden, denn das ist wirklich noch nicht perfekt gelöst. Und dazu gehört die grandiose Idee, den Sohn am Sonntag nachmittag anzurufen um ihn zu fragen, ob man denn noch gefahrlos auf die Seiten der Brigitte und des Maggi-Kochstudios surfen könnte, solange es noch keinen Patch für den WMF-Fehler in Windows gäbe. Er soll dafür Sorge tragen, dass ihnen der Zusammenhang zwischen WMF, dem Besteckhersteller, und WMF, dem Grafikformat, auch in Zukunft völlig unerschlossen bleibt.

Den latent technikfeindlichen Vätern könnte er parallel noch den Floh ins Hirn setzen, dass online-Banking direkt vom Teufel gemacht wurde und man in Zukunft seine Überweisungen wieder auf Steintafeln gemeisselt eigenhändig in die Bank tragen werde.

Ja, das wäre eine echte Hilfe, Axel, kriegst Du das hin ?

Weisst Du, wenn ich Dich so anschaue, Du drehst Dich eigentlich ziemlich langsam, und irgendwie wirkst Du ziemlich angelascht. Sag der Änne Burda und dem anderen Kasper vom Konkurrenzverlag, dass sie die nächsten sein werden. Sollen schon mal die Feuerversicherung ihrer Stammhäuser checken lassen, nur so just in case. Denn ich glaube, ich werde doch vorsichtshalber den langhaarigen Bombenbastler mit dem Vollbart und dem Al-Fatah-Tuch um Rat fragen. Und das Problem selber lösen. Wann ist Bundespresseball, weisst Du das aus dem Kopf ?

Samstag, 7. Januar 2006

Benachrichtigungs-Rülpser

Bin ich der Einzige, der gerade im Moment mit twoday-mails der Art "He, bei xyz hat haumichblau einen neuen Beitrag verfasst" zugeschmissen wird ? Ich mein, die Dinger sind keine zwei Tage alt, spielen wir hier Zeitschleife, oder steckt da ein tieferer Sinn dahinter ?

Fastenzeit

Die samstägliche Hausfrauenrallye ist zur Zeit nicht mehr das, was sie mal war, nicht am Ende der Ferien. Vor Weihnachten hatten man wenigstens noch das Vergnügen, maultiermässig bepackte, mürrische Ehemänner hinter ihren jeweils besseren Hälften her trotten zu sehen, während ihnen weitere Tüten mit unverzichtbaren Dingen aufgeladen wurden. Und natürlich das in Schiss-Dur geheulte viergestrichene C in der kilometerlangen Kassenschlange, während fünf Wagen weiter vorne die Pokemon-Figuren im Kassenregal an dem im Einkaufswagen sitzend fixierten Leon-Kevin direkt vor der Nase, aber doch unerreichbar vorbeizogen. Wie jedes Jahr, hatte der Atomkrieg erneut nicht stattgefunden, und die Vorräte mussten, um dem Verderben vorzubeugen, in einer Gewaltaktion bis Heilig-Drei-König vernichtet werden, um nach dem Entsorgen des nadelnden, braunen Monsters endgültig mit den Feiertagen abschliessen zu können.
So schleppen sich die gleichen Horden heute nur noch müde und mit schweren Gliedern durch die Hallen, aus dem Hals ragt noch der letzte Gänseflügel, unter den Fingernägeln finden sich noch Reste des Räucherlaches, und der Ranzen vor der Brust schubst den Einkaufswagen regelmässig ausser Reichweite der Hände, weshalb die meisten Waren auf dem Boden landen. Selbst Leon-Kevin wirkt irgendwie gestopft und angesichts der schreibunten Bonbons entringt sich seinem Hals nur noch ein müdes "hrhrnnnnfff !". Nachdem alle anderen Neujahrsvorsätze bereits zu den Akten gelegt wurden, kaum noch eine Jeans passt, und alle irgendwie wie im elften Monat wirken, bleibt ihnen allen nur noch die allfällige Diät, diesmal aus der Abteilung "alle drei Stunden so gut wie nix essen macht schlank" oder so ähnlich. Copyright BILD-Zeitung. Deshalb sind vermutlich die Müslistände direkt am Eingang ebenso heiss umlagert wie die Regale mit den seltsamen Styroporkeksen, die angeblich aus Reis sein sollen, und beim Reinbeissen so quietschende Geräusche von sich geben. An der Wursttheke hört man wieder das gewohnte "haben Sie auch was mit Gefügel ?", und die Hüftengoldabteilung wird nur noch von den hartnäckigsten Michelin-Männchen (und MänchInnen) überhaupt zur Kenntnis genommen.

Ich denke mal, das wird jetzt ungefähr die nächsten vier Wochen so gehen, und mir den Grossteil des Einkaufsvergnügens rauben. Aber spätestens zum Karneval wird alles wieder wie gewohnt verlaufen. Und die ganzen Brückentage dieses Jahr lassen noch Einiges an Spass erwarten. Bis dahin gehe ich erst abends einkaufen. Denn wenn ich schon mein gewohntes Vergnügen nicht haben kann, will ich einen anderen Kick. Den, dass man nach sechs Uhr abends in drei von vier Läden z.B. nur noch widerliche H-Milch (a.k.a. weisses Wasser), am besten noch fettarm, in den Kühlregalen sieht. Und einen in der Gemüseabteilung nur noch grüne Paprika anstrahlen, die mit Else Kling im Faltenwettbewerb antreten, und gewinnen könnten. Auf diese Weise kann man aus einem briefmarkengrossen Einkaufszettel auch unter Ausnahmebedingungen eine wahre Tour de Trance durch die halbe Stadt machen. Ich bin eben ein vergnügungssüchtiges Grossstadtkind.

Samstag, 31. Dezember 2005

...

castagir wünscht Euch allen da draussen, dass das neue Jahr noch besser als das alte wird. Es soll Euch auf Euren Wegen grosse Strecken vorwärts bringen, und diese Wege sollen immer geräumt und gestreut sein.

Schaltsekunde

Gehört die Schaltsekunde eigentlich zum alten oder zum neuen Jahr ? Oder zu keinem von beiden ?

Da könnte die sinnfreie Redewendung "zwischen den Jahren" ja endlich mal einen Sinn ergeben. Endlich mal Zeit, all die liegen gebliebenen Dinge zu erledigen.
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a life less ordinary ?

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