Everyday

Freitag, 22. Februar 2008

Bitkönig

Der Tag davor. Es ging mir nicht besonders, also hatte ich die Planung über den Haufen geworfen und mittags den Feierabend eingeläutet. Ein wenig Einkaufen, um mich einem gepflegten Nachmittag der Erholung hinzugeben, war der neue Plan.

Er hatte einen anderen Plan. Seine grosse Weisheit sagt ihm anscheinend, mir sei am besten mit Action zu helfen. Vielleicht hat er aber auch nur einen schrägen Humor. Egal, der grosse Stratege wird schon wissen was er tut.

Grad zuhause angekommen jedenfalls bimmelte das Handy, Datenmassaker im Hauptserver. Umdrehen, zurück ins Büro, Lage checken. Lage beschissen. Stundenlange Notfallreparatur über die Datenleitung. Für eine Nachtschicht war ich wirklich nicht in der Lage, es musste irgendwie auch so gehen.

Die Nacht war kurz. Schmerzen in den Halswirbeln und Stechen in der Seele. Oder andersrum. Die Planung sah für den Morgen einen Termin bei der Knochenverbiegerin vor, wenigstens eins davon kann man ja reparieren lassen.

07:00 Das Handy bimmelt, der Lautsprecher springt fast aus dem Gehäuse, ich werde wach. Er hat umgeplant, schon wieder. Mit der Zahnbürste in der Klappe und ohne Socken nehme ich die Desastermeldungen der vergangenen Nacht entgegen. Die Anlage steht.

07:30 Mit noch leicht verwaschenem Blick kippe ich zwei Becher Kaffee in mich rein, schnappe mein Notebook und renne zum Auto. Die Knochenverbiegerin wird informiert, dass das heute nichts werden wird und ich mir die Knochen selber verbiege.

08:00 Das Büro mit seiner operativen Hektik und den 9-to-5-Insassen langweilt mich auch heute wieder. Noch in der Lobby wird Bitkönig zwo informiert, denn dieses Desaster ist ein zwei-Personen-Desaster, keine Solonummer.

08:30 Das Blaulicht auf dem Dach, die Notebooks auf der Rückbank rasen wir ... zum Kollegen nach Hause. Diese Anlage ist wirklich nicht für gute Klamotten gemacht und eine Chance zum richtigen Einkleiden hatte ja nur ich.

09:00 Zwei Zerlumpte rasen durch die Lande. Normalerweise wäre das die Zeit wo ich damit beginnen kann, meinen Namen zu buchstabieren.

11:00 Parkplatz. Dort wo normalerweise Laster stehen, steht nichts. Dort von wo normalerweise die Geräusche einer Produktion herüberdringen, dringt der Furz eines Eichhörnchens an mein Ohr. Der Patient ist anscheinend ziemlich tot.

11:30 Die Obduktion beginnt. Zwei elfjährige Server liegen auf dem Seziertisch. Alpha ist hirntot, gibt nur noch ein müdes Röcheln von sich und hat bis auf eine sämtliche Platten verloren. Sie haben ihn in der Nacht alle 30 Minuten gebootet, um wenigstens 10 Minuten am Stück noch arbeiten zu können. Beta schnauft wie ein rachitischer Gaul und ist nur damit beschäftigt, die durchs Booten ständig abreissenden Datenbankverbindungen zu Alpha wiederherzustellen.

12:00 Er hat doch ein Herz. Keine Leberkässemmeln, Wurst, Schinken, Körnerbrötchen !

13:00 Standardprozedur ist es, die Daten zu sichern und zu reparieren. Gigabytegrosse Datenbanken reagieren gerne mit einem allergischen Schock, wenn man ihre Maschinen schneller bootet als sie ihr Hochfahren abgeschlossen haben. Wie gut, dass Alpha seine Daten nur noch byteweise von sich gibt, das macht jede Aktion schneckenlangsam und man hat genug Zeit, die nächsten Schritte zu überdenken..

15:00 Wir können zwar nicht produzieren, aber wir wissen ganz genau, was wir wann von 2004 bis gestern nacht in jede Verpackungseinheit gefüllt haben. Ist ja auch schön.

16:00 Plan A sieht vor, Alpha wiederzubeleben. Das Eventlog reicht gerade mal sechs Stunden zurück und ist ausschliesslich rot. Das ist ungefähr so, als würde man vom Hochhaus springen, unten auf der Strasse vom Bus überfahren und anschliessend mit einem Presslufthammer sanft in den Asphalt einmassiert werden. Und der Notarzt würde neben einem knien und sagen: "Hey, kein Thema, den Termin in zwei Stunden zum Fussballspielen schaffen Sie! Privat oder Kasse ?"

18:00 Plan A ist überraschend gescheitert. Er mag ja vielleicht Wunder wirken, Marienstatuen zum Weinen bringen und Tote lebendig machen können. Ich kann auch Wunder wirken und Frauen zum Weinen bringen, aber das mit dem Tote aufwecken steht nicht auf meiner Skill-Card. Wir sind halt doch alle irgendwie spezialisiert.

18:30 Der Ersatzserver für den verblichenen Alpha steht im Büro 150 km weiter. Jungfräulich, uninstalliert, seine planmässige Geburt steht in einer Woche bevor. Mit den geeigneten Medikamenten wäre es eventuell möglich, die Wehen innerhalb von 12 bis 24 Stunden einzuleiten.

19:00 Plan B wird geschmiedet. Er sieht vor, Alpha2 trotzdem liefern zu lassen, ihn provisorisch hinzuflicken und anzuschliessen. Könnte bis zur Frühschicht klappen.

19:30 Könnte. Denn die 9-to-5-Fraktion sitzt bereits im Reihenhaus, badet die gestressten Hinterbacken und lässt sich berichten, dass Lars-Kevin heute im Kindergarten eine Blume gemalt hat. Alpha2 steht hinter Panzertüren. Der Schlüssel dazu liegt im Safe. Alle Leute die die Safekombination kennen, sind nicht erreichbar. Plan B wird direkt neben Alpha beerdigt. Die Ansprache ist kurz, aber knapp und besteht eigentlich ausschliesslich aus Schimpfwörtern.

20:00 Die Versorgungslage ist schlecht. Als sich um 17 Uhr abzeichnete, der Tag könnte ein klein wenig länger werden, hatte ich, wie die Werbung es mir empfiehlt, zwei Snickers gekauft. Das war ein Fehler, 20 Stück wären näher dran gewesen.

20:30 Plan A und Alpha werden exhumiert.

23:00 Die Nachtschicht, die sich bereits auf einen ruhigeren Verlauf eingestellt und im Pausenraum auf die Bänke gelegt hatte, wird aufgeweckt. Operationen am offenen Herzen , Stromschläge, Dumps und hochdosierte Installations-CD brachten Alpha zurück ins Leben. Für exakt 10 Minuten. Die Nachtschicht legt sich wieder hin.

23:30 Plan A und die Reste von Alpha werden eingeäschert. Ich muss ein klein wenig weinen. Er hat Eisregen geschickt.

00:00 Nach 12 Stunden beginnt die Konzentration nachzulassen, alberne Ideen brechen sich Bahn. Dies ist die Geburtsstunde von Plan C. Plan C ist von seiner Konzeption her einfach und klingt vollkommen sinnlos. Wenn Alpha schon tot ist, was soll Beta dann tun. Man sollte ihm helfen, Alpha baldmöglichst nachfolgen zu können. Am besten durch exzessive Überlastung.

00:15 Der rachitische Beta wird gedopt. Er ist mit seinen eigentlichen Aufgaben schon hart an der Grenze, nun wird er gnadenlos überlastet. Er beginnt dicke Backen zu machen, als Gigabyte um Gigabyte an Daten und Software auf ihm landen. Betas Platten sind vergleichbar mit Damenhandtaschen, dem einzig anderen Gegenstand im Universum, der mehr enthält, als laut gängiger physikalischer Grenzen möglich ist.

02:30 Die Nachtschicht wird erneut von den Bänken geholt. Die Produktion läuft an. Beta bricht auf der Stelle zusammen.

02:45 Pragmatismus macht sich breit. Noch mehr an früher total wichtigen, in der aktuellen Situation aber vollkommen verzichtbaren Funktionen auf Beta werden abgeschaltet, abgeklemmt, totgelegt. Die Nachtschicht wird auf dem Weg zu den Bänken abgefangen und wieder ins Werk geschickt. Die Produktion läuft an. Keiner rechnet ernsthaft damit, dass sie länger laufen wird als eine Stunde.

03:45 Beta läuft noch immer. Er ist irgendwo in der Mitte zwischen Rot- und Weissglut, aber er hält durch.

04:00 Wir rücken ab. Das Besprechungszimmer, das wir innerhalb von 17 Stunden in einer wirklich beeindruckenden Weise verwüstet hatten, wird provisorisch hergerichtet.

05:00 Auf der Autobahn gondeln wir mit 40 Sachen hinter einem Schwertransport her, der nicht überholt werden kann. Ja, Er hat uns einen Erfolg geschenkt. Aber nicht, ohne seinem bizarren Humor noch ein kleines Stückchen Zucker zu geben.

07:00 Ich lege eine Klamottenspur vom Auto zum Schlafzimmer und falle schlafend neben das Bett.

08:15 Das Telefon klingelt. Ich stehe mit tellergrossen Augen und klopfendem Herzen im Bett. "Sie haben bei unserem Preisausschreiben gewonnen. Rufen Sie unter dieser Nummer zurück" tönt es von einem Band. Sämtliche Telefone werden abgeschaltet.

12:00 Für Seelenstechen bin ich zu müde, aber die Halswirbel treiben mich aus dem Bett. Wenn ich schon nicht schlafen kann, kann ich auch ins Büro fahren. Die 9-to-5-Fraktion ist vollständig anwesend. Bitkönig zwo fehlt. Er hat keine verbogenen Wirbel und kann daher offenbar besser schlafen.

17:00 Kleine Kreise erscheinen vor meinen Augen. Ich beschliesse dem rosa Kaninchen zu folgen, das mich nach Hause bringt und falle erneut in mein Bett.

01:30 Acht Stunden Schlaf wirken Wunder. Nur was zum Henker soll ich um 1 Uhr dreissig in der Nacht machen, wenn ich quietsch-wach in der Landschaft stehe ? Ist irgendwo vielleicht ein Server kaputt ? Ein unlösbares Problem, anyone ?

Und die 9-to-5-Fraktion schlummert süss und selig und träumt davon, dass Lars-Kevin gestern einen Baum gemalt hat.

Montag, 18. Februar 2008

Selbstanzeige

Sich selbst anzuzeigen ist seit dem Wochenende ja schwer in Mode. Da will ich natürlich auch nicht feige sein und zeige mich hiermit selbst an wegen u.a.:

- Bezahlens der Putzfrau (Ausbeutung / Kapitalismus)
- Verbrennens von Holzscheiten im Kamin (Umweltverschmutzung)
- Überfliegens der BILD-Schlagzeilen beim Bäcker (Selbstverstümmelung / Selbstverdummung)
- Schnellen Fahrens nicht aus Notwendigkeit sondern aus purem Vergnügen (Umweltverschmutzung)
- Fortgesetzten Kaffeetrinkens während der nachmittäglichen Bürozeiten (Faulheit)
- Tragen eines olivgrünen Hemds zu einer blauen Jeans (Modischer Ignoranz)
- Zubereitens von verboten leckeren gebratenen Nudeln und anschliessender Verspeisung einer unmenschlichen Portion derselben (Völlerei) in Tateinheit mit Geniessens eines hervorragenden Rotweins (Genusssucht)

So Leute, auf mich mit Gebrüll. Klaut meine Daten, irgendein Schlapphut wird sie schon kaufen und ihr werdet reich. Und bitte keine moralischen Bedenken, dem Richter erzähle ich was von schwerer Kindheit.

Aber bei meinem beschissenen Karma kommt vermutlich nur der Gemeindepfarrer und klagt mich an wegen fortgesetztem Atheismus.

Sonntag, 17. Februar 2008

Schwere Lektüre

Die Wendeltreppe vom Arbeits- ins Wohnzimmer ist gefährlich. Sie ist schon ohne alles gefährlich, denn sie ist aus sehr glattem Holz. Und ich trage zuhause weder Turnschuhe noch Börksenstocksandalen, sondern Socken. Und sie ist steil. Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Das eigentliche Problem ist ihre zentrale Lage. Genau zwischen Wohn- und Schlafzimmer (und somit Bad 1) platziert, ist sie das geilste Regal, das man so haben kann. Nichts ist zu hoch für einen Fachboden, der nächste ist ja erst eine Stufe weiter hinten.

Also findet sich dort regelmässig ein Fundus von ... Dingen.

Da sind all die Sachen die hoch ins Arbeitszimmer müssen, Papiere, Elektrozeug. Eigentlich heisst es nur offiziell Arbeitszimmer, in Wahrheit ist es meine begehbare Rumpelkammer, der Schreibtisch steht schon immer im Wohnzimmer.
Dann sind da all die vollen Flaschen, die ins Bad müssen, und all die leeren Flaschen, die von dort in die Küche müssen.
Nicht zu vergessen die Zeitschriften, die man ja unbedingt mal aufheben muss um sie irgendwann in Ruhe zu lesen oder sie irgendwann fluchend zentnerweise in die Papiertonne zu donnern.

Kurz gesagt, die Treppe ist voll, aber es gibt einen begehbaren Pfad, wenn man zwei, drei Stufen auslässt und einen schmalen Fuss hat. Heute hab ich das wieder versucht. Irgendwann gegen nachmittag. Eigentlich hab ich im Friedhof des Computerzubehörs nur nach einem passenden Kabel gesucht. Nun ja, irgendwie ist es dann mit mir durchgegangen und ich habe aufgeräumt. Oder besser, ausgemistet.

Stunden später lag oben an der Treppe ein kunstvoller, hochgradig einsturzgefährdeter Turm obiger Zeitschriften, die ich ja unbedingt ja noch mal in Ruhe lesen wollte. Im nächsten Leben, oder im übernächsten.

Nun bin ich ja von natur aus faul. Ich gehe erst dann zwei mal, wenn ich das ganze Graffl nicht mehr auf einmal tragen kann. Also in die Hocke, den Turm vorsichtig aufgehoben und ab ging die wilde Fahrt. Blind. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt.

Wo ist die erste Stufe, hoppala, ach hier schon. Ganz langsam ging es bergab. Auf jeder Stufe tastete ein besockter Zeh ganz sachte nach aufkommenden Hindernissen. Ungefähr so wie am 18 Grad kalten swimming pool, nachdem man drei Stunden bei 40 Grad im Liegestuhl vor sich hin gegrillt hat.

Die Shampooflaschen ? Check, gefunden. Wo liegt nochmal die Mehrfachsteckdose, die ich gestern übrig behalten habe ? Aua, ja, genau hier ist sie. Die Konstruktion auf meinen Händen begann bedenklich zu wackeln, hielt aber stand. Da war noch was, nur was ? Irgendwas hatte ich heut nacht noch auf der Treppe abgelegt. Weiteres Tasten, nichts, eine Stufe weiter.

Eine Sekunde später fand ich mich am Ende der Treppe, die Beine Goofy-mässig um mich geschlungen. Der ganze Stapel Altpapier war nur noch 1cm hoch, aber dafür ungefähr 5 Quadratmeter breit. Und ich sass mittendrin. Auf meinem Bauch lag Ken Follett.

Niedergestreckt von den "Pfeilern der Macht". Ich hasse gebundene Ausgaben. Nicht nur, weil sie mir in der Badewanne immer zu schwer werden und diese dämlichen Lesezeichenbändel immer ins Wasser rein hängen und sich vollsaugen. Seit heute hasse ich sie auch deshalb, weil sie abgelegt auf einer Treppenstufe sich beim Ertasten mit dem Zeh genauso anfühlen wie eine ganz normale Treppenstufe.

Das Kabel habe ich dann nicht mehr weiter gesucht. Ich geh morgen und kauf ein neues. Ist viel ungefährlicher.

Einige Dinge ändern sich nicht

Seit ich Rechner vor mir habe, begleitet mich eine Naturkonstante: Festplatten sind ein Jahr nach der Anschaffung zu klein.

Früher, damals, also vor laaanger Zeit, da bin ich in so einem Fall hergegangen und habe mühevoll Nützliches von mittlerweile Überflüssigem getrennt, und die Schmerzen damit ein wenig herausgezögert.

Wenn die Platzangst dann übermächtig wurde, habe ich stundenlang den Festplattentest der c't auswendig gelernt und bin um das Regal meines bevorzugten Schraubers solange rumgeschlichen, bis ich etwas budgettaugliches gefunden hatte, was dauern konnte.

Daheim mit dem teuer erworbenen Schatz verschwand ich unter dem Schreibtisch, um ihn am offenen Herzen des Rechners anzuschliessen.

Formatieren, Pinkeln gehen, fertig. Daten aufspielen, halb voll das Ding. Dauerte vom Bedarf bis zur Erfüllung einen Tag.

Und heute ? Heute fahre ich zum Schrauber, frage ihn nach der Kapazität der grössten Platte die er auf Lager hat, nach dem Preis, und nehme zwei davon.

Fahre heim, verschwinde unter dem Schreibtisch, um den neu erworbenen Schatz am -wesentlich kleineren, denn Big-Towers sind out- Herzen anzuschliessen.

Formatieren, Pinkeln gehen. Kaffee trinken. Waschmaschine einräumen, Spülmaschine einräumen, alte Klamotten eintüten, Tanken fahren, Kleingeldautistin an der Kasse lässig ignorieren, heimkommen, nachschauen. 47%, Waschmaschine in den Trockner räumen, getrocknete Klamotten aufhängen, Brunch auf dem Schreibtisch veranstalten, anschliessend tierische Sauerei beseitigen, fertig. Daten aufspielen, einkaufen fahren, Klamotten in den Altkleidercontainer donnern, Heimkommen, Rotwein aufmachen, Snooker schauen, pinkeln gehen, Remo schauen, zum zwanzigsten Mal, Jubiläum feiern.

Dauert vom Bedarf bis zur Erfüllung einen Tag. Manche Dinge ändern sich nie. Und Geld kauft nicht immer Zeit.

Freitag, 15. Februar 2008

Glaskorrosion ist out

Es ist abend. Du hast mit ihr gerade ein köstliches Essen in aufgeräumter Umgebung genossen. In ihrer Wohnung! Drei Jahre hast Du dafür gebraucht. Das Licht ist ein bisschen zu hell. Ihr sitzt Euch am Tisch gegenüber. Sie schaut Dich an mit diesem Blick, der Deine Unterhose automatisch drei Nummern kleiner werden lässt. Auf Ihrer Stirn steht mit Leuchtschrift geschrieben: "Nimm mich !"

Und das ganze ohne dass Du sie besoffen gemacht hast, denn die Weingläser hat sie vergessen. Du beginnst in Gedanken Deine Hose aufzuknöpfen und ihre Bluse zu öffnen. Während Du noch überlegst, ob ihr BH den Verschluss vorne oder hinten haben wird, oder ob sie am Ende vielleicht gar keinen trägt, wirfst Du einen Blick über den Tisch.

Und entdeckst die gläserne Bratenform. Mit total eingebranntem Fett.

Und Du stehst auf, trägst sie zur Spülmaschine. Also die Bratenform.

Sagenhafte 10 Sekunden später ist sie fertig. Also die Maschine.

Du ziehst sie raus. Die Bratenform. Drehst sie um. Die Bratenform. Und strahlst.

Plötzlich fällt Dir ein dass Du eigentlich ja vögeln wolltest. Und Du fragst sie nach einem Nachtisch. Also die Frau. Daraufhin zieht sie sich nicht aus, sondern zwei gefüllte Rotweingläser aus dem Küchenschrank.

Nach Deiner Vorstellung grade eben wird sie aber sicher mehr als zwei Glas Rotwein brauchen, bis wieder das "Nimm mich!" auf ihrer Stirn leuchtet. Vermutlich wird sie soviel davon brauchen, dass sie bewusstlos wird.

Ein böser Traum ? Nein, das ist Dein zweites Date mit der Calgonit-Schlampe. Genau, das ist die, die früher immer mit übergeschlagenen Beinen und Schmollmund auf ihrer Spülmaschine gesessen und ihre hässlichen Gläser bestaunt hat.

Dass wir trotz soviel Dummheit noch nicht ausgestorben sind, grenzt an ein Wunder.

Dienstag, 5. Februar 2008

Pappnasenalarm

Im Rewe läufst Du in Richtung eines Arbeiterdenkmals, das auf seinen Wischmob gestützt unbeweglich über die Anordnung der drei oder vier Tüten Bionudeln im Regal gegenüber sinniert. Ab einer Entfernung von drei Metern schlägt der Annäherungsalarm an.

"Hier ist frisch gewischt !!" knurrt es Dir entgegen.
"Oh schön! Soll ich die Schuhe ausziehen oder mit dem Essen bis morgen warten ?"

An ihm vorbeigeschlüpft nimmt das Arbeiterdenkmal sofort seine vorherige Starre wieder ein.

"Fröhlichen Fasching !" flötet Dir die Kassiererin entgegen, schaut Dich anschliessend an und murmelt "Naja, Sie sehen nicht so aus als hätten Sie damit viel am Hut. Schönen Abend !".
"Äh ja, danke, Ihnen auch." *Sie mich auch, danke fürs Gespräch.*

Im nächsten Laden wieder ein Arbeiterdenkmal. Mit Besen. Ich glaub beim Lidl wird nur selten gewischt.

Vier Kassen, eine offen, keine Schlange, keine Kleingeldautistin vor Dir, strike, Punkt für mich ! Hin da, den Plunder aufs Band geknallt, wo zum Teufel bleibt das Arbeiterdenkmal ? Punkt für die anderen.

"Halloooho ?" flöte ich ungehemmt in Richtung des Besens, ist ja ausser mir keiner da. Ausser der Kleingeldautistin, aber die steht noch beim Bioregal, harrharr.
"Komme sofort !" flötet es zurück.
Das Arbeiterdenkmal kommt tatsächlich. Gut, in der Zeit hätte selbst eine blinde 93-jährige Oma mit Alzheimer und Parkinson 4,93 Euro aus ihrer Geldbörse auf den Tresen gezählt, sich dabei vier mal vertun und schlussendlich das Fräulein bitten können, doch mal nachzuschauen, weil die Münzen so klein sind.

"Wenig los hier heute, was ?"
"Es ist Faschingsdienstag !" knurrt es zurück.
"Achso. Schönen Abend." *Ja, böse Welt. Ich hab heut auch zwölf Stunden gearbeitet.*

Kein Schwein im Supermarkt und mufflige Angestellte. Hach, warum kann nicht jeden Tag Faschingsdienstag sein.

Sonntag, 3. Februar 2008

Papiertiger

Buchhaltung Ende Januar ist Schei**e.

Du brauchst nen neuen Ordner. Die sind seit Jahrhunderten schon blau. Aber du hast keinen blauen Ordner mehr. Draussen scheint die Sonne.

Du hast einen Berg von Rechnungen, die 2007 gestellt und 2008 gezahlt wurden.

Du weisst, dieses Jahr ist alles anders. Nicht mehr Belege buchen und abheften. Nein, denn 2008 liegt deutlich im dritten Jahrtausend.

Also installierst Du die Datev-Software. Kämpfst mit der Logik von Programmierern, die im Innersten ihres Herzens eigentlich Erbsenzähler, und darum Steuerberater geworden sind.

Danach kämpfst Du mit Deinem Scanner. Kann mir mal jemand erklären, wieso bei einem Gerät für 200 Euro vier verschiedene Programme mit geliefert werden ? Ich will verflucht noch mal eine Vorlage aufs Glas legen, scannen, und als JPG abspeichern. Und zwar so, dass die Maus, die den Kram dann liest, keinen Augenkrebs bekommt, und auch keinen Bandscheibenvorfall, weil der Kram mal wieder um 180 Grad gedreht ist.

Anschliessend beginnt der Krieg. Du und der Scanner gegen den Tankbeleg. Und Du lernst, es ist keine wirklich gute Idee, Tankbelege wüst gefaltet zwei Wochen im Portemonnaie mit Dir rumzutragen. Die Boshaftigkeit dieser Papierschnipsel kennt nämlich keine Grenzen. Wenn sie nicht bretteben sind, verwuschteln sie sich unter der Abdeckung nach Belieben.

Blöder Nebeneffekt: Als Geek von heute erhälst Du ja einen Teil deiner Rechnungen online. Und hast sie bislang irgendwann am Ende des Jahres mal ausgedruckt, damit sie im Ordner hängen. Beim monatlichen Buchen reichten ja die Beträge. Ab heute druckst du Geek diese Rechnungen monatlich aus, um sie anschliessend einzuscannen... hmm.

Anschliessend sitzt Du auf einem Berg von 120 MB gescannter Belege, die Du dann den Erbsenzählern vorwirfst.

Also modern ist die Sache.

Dienstag, 29. Januar 2008

Grosser Stratege,

wir müssen reden. Denn ich finde ganz ehrlich, das hab ich nicht verdient.

Also ich hab ja nichts dagegen, ab und zu mal einen Wochenendeinsatz zu fahren.
Aber wenn Du mir schon so ein Wochenende rein drückst, dann erwarte ich zukünftig bessere Rahmenbedingungen.

Es geht zum Beispiel überhaupt nicht, dass ich hier bei strahlendem Sonnenschein abfahre, um vier Stunden später at the gates of gehennom zu stehen, wo sich Windräder im Überschallbereich drehen und der Regen versucht, das ganze unansehnliche Land zu fluten. Das geht einfach nicht.

Und ich finde es überhaupt nicht fair, auf dem Werksgelände von einem leeren, blauen 500-Liter Fass fast erschlagen zu werden, nur weil ich versuche, meinen Job zu machen und irgendein besoffener Staplerfahrer die Dinger fünf Etagen hoch gestapelt hat, während Du grade wieder Blähungen hast.

Und es ist frustrierend, mich vor diesem mannshohen Netzwerkschrank stehen zu lassen. Ich weiss genau, den hast Du selber verkabelt. Warum ich das weiss ? Weil kein Mensch und kein Schimpanse in der Lage wäre, dieses Durcheinander anzurichten, dieses Chaos hatte etwas göttliches, es war eine Art religiöser Erfahrung. Ich wollte aber verdammt nochmal keine religiöse Erfahrung, ich wollte nur eine Verbindung patchen.

Ein absolute Gemeinheit war es übrigens, diesen verdammten Wind abends nicht abzustellen. Hey Du Stratege, von da oben kannst Du doch verdammt gut sehen, was für eine trostlose Scheissgegend das ist ! Und dass man da abends absolut nichts anderes machen kann, als irgendwann in gnädiger Bewusstlosigkeit unter die Bar zu kippen oder im Hotelzimmer fernzusehen ! Fernsehen ist aber absoluter Mist, wenn die Satellitenschüssel auf dem Dach wackelt wie ein besoffener Wetterhahn.

Und mich Sonntag nachmittag 80 Kilometer nach Braunschweig fahren zu lassen, weil da wenigstens die Läden offen hatten und die Schlossarkaden einem einen Anflug von Zivilisation vermitteln, war auch nicht nett. Wenn Du nicht willst, dass ich nach Braunschweig fahre, dann sag es einfach ! Oder schick einen Blitz in den Anlasser oder was auch immer. Aber unter Deiner 200 Meter durchmessenden Glocke aus Regen und Nebel hab ich echt keinen besonderen Spass gehabt. Und mich dreimal rund um den Stadtring zu schicken bis ich das Parkhaus gefunden habe war auch nicht nett von Dir. Gib es zu, die Strassenführung dort ist auch Dein Werk.

Aber sag jetzt nicht, dass ich den Artisten überlebt habe, der bei Bayreuth mit 60 oder 70 aus der Autobahnauffahrt direkt auf die linke Spur geschussert ist, wäre Dein Werk gewesen. Das waren ausschliesslich meine Reflexe und meine Keramik-Bremsen.

Und überhaupt, was ist mit dem Muffin-Kuchen in der Raststätte Osterfeld passiert ? Wieso gibt's den nicht mehr ? Hast Du das angezettelt ?

Du siehst also, es gibt da einiges zu besprechen, mein Freund. Wenn es mal so weit ist, dann nimm Dir Zeit. Du kannst dann auch Deine ewige Liste zücken. Lächerlich, denn ich werde mein Blog zücken, und dann werden wir ja sehen, wer von uns mehr zu meckern hat.

Freitag, 25. Januar 2008

Vorbereitung

Ich habe beschlossen eine Staffel M.A.S.H am Stück ist die ideale Vorbereitung auf das Massaker am nächsten Wochenende.

Wenn es Asterix auf schwäbisch gibt, vielleicht gibt es M.A.S.H ja auf sächsisch, weiss das jemand ? Ich hätte da grade Bedarf, sonst versteh ich die Kasper am Wochenende nicht.

Achja, ich habe einen neuen Kalender angefangen, ich zähle nur noch Wochentage.
Montag: IIIII IIII
Dienstag: III
Mittwoch: III
Donnerstag: IIII
Freitag: II
Samstag: III
Sonntag: I

Wenn das so bleibt wird 2008 ein Highscore für die Ewigkeit.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Diese Mottojahre

... gehen mir ja normalerweise völlig am Arsch vorbei, Jahr des Baumes, Jahr des Delfins, Jahr des Neadertalers, who knows, who cares.

Aber das hier artet in Arbeit aus ! Jahr der Mathematik ! Und völlig ohne Ansage ! Welcher Artist kommt denn auf sowas ? Und warum musste ich das gleich heute früh lesen ?

Den ganzen Vormittag hab ich ich meinen Kleiderschränken nach Pullundern mit V-Ausschnitt gekramt. Und sie alle anprobiert. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich dieses Jahr als grüner oder gelber Zeppelin besser aussehe. Jedenfalls sind der grüne und der gelbe die einzigen, wo mir das Gesicht nicht blau anläuft. Beide passen aber farblich zu dem karierten Hemd, und das darf nicht sein, das wäre gegen die Regeln.

Nachmittags hab ich dann alle Ex-Kommilitonen angerufen. Aus reiner Schadenfreude. Vorhin hat mich einer zurückgerufen. Er weint sehr, er kann seinen Aktenkoffer nicht finden. Habe versucht ihn aufzurichten.

Gegen sieben fand ich meinen Hartschalen-Attachekoffer. Dreirädriges Zahlenschloss an beiden Verschlüssen, die Initialien mit Klebebuchstaben auf die dafür vorgesehenen, verchromten Plätze zwischen Schloss und Griff geklebt. Delsey rulez !

Konnte deswegen heute nicht zur Arbeit gehen. Weiss irgendwer zufällig die verdammte Kombination ??
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a life less ordinary ?

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